Autorentage Schwalenberg

Das Publikum für Lyrik ist riesig
Autorentage Schwalenberg

Das Sehen und das Übersetzen, die Musik und die Sprache standen im Mittelpunkt der Autorentage zu Michael Hamburger. In welchem Wechselverhältnis Poesie und genaues Benennen, Original und Übersetzung stehen, machte Michael Hamburger in einem Brief deutlich: ‹Es ging wieder um Pflanzennamen. Die Adonis meines Gedichts war eine ganz andere Pflanze als das Adonisröschen – welche ich zufällig kennenlernte, da ich eine Dame aus Deutschland Samen zuschickte, die im vergangenen Sommer in Gärten zur Blüte kamen›. (an BLE, 16.11.2004)

Michael Hamburger

‹Alphabet der Welt› hießen die Autorentage zu Inger Christensen, ihrem Übersetzer Hanns Grössel wünschte sie ‹den Mut der Jugend›, wenn er ihre frühesten Gedichte, die sie dort vorgetragen hatte, übersetze. Und sie schickte einen Gedichtgruß ‹Stilleben (…) Wer weiß, ob nicht zu diesen Astern dringt, / mit welchem Götterlachen wir begnadet, / so lieben, was wir wissen, doch nicht fassen: / daß unser Leben in Kaskaden springt / aus Nichts, worin ein Alles badet. / Ob sie das nicht die Sterne wissen lassen?›
‹Reisen in die Wortwelten› waren die Autorentage zu Cees Nooteboom mit der Ausstellung ‹Tumbas› von Simone Sassen betitelt. ‹Warten, schauen. Das erweist sich als eine Form des Denkens. Sein Spezialgebiet sei, schrieb Nooteboom in einem Text für das Literaturbüro, das Schauen ‚in Bildern auszudrücken’. In Wortbildern›, resümierte Susanne Mayer (Die Zeit, 6. Oktober 2006).

‹Unter den deutschen Dramatikern ist er ein Einzelgänger, und das in einem doppelten Sinn. Denn das Genre, auf das sich Werner Fritsch weitgehend verlegt hat, ist der Monolog. Mehr als dreißig von ihnen hat er schon für Bühne und Hörfunk geschrieben›, kündigte die FAZ die Autorentage zu Werner Fritsch an.

Auf den Spuren von Peter Waterhouse’ Werk ‹Krieg und Welt› führten die Autorentagen von Ostwestfalen nach Friaul, der Exkursion von Deutschland aus schlossen sich Studenten der Bonner Universität an, die in Friaul mit Studenten aus Udine, Mailand und Neapel zusammentrafen. Nach den Lektionen führten Exkursionen mit Lesungen und Konzerten nach Slowenien, Duino, auf die Pasolini-Insel in der Lagune von Grado, – und immer wieder in den Palazzo Lantieri.

‹Ausgehend vom Werk Karahasans suchten die Internationalen Autorentage 2009 Antworten auf die Frage, wie westliche und östliche Kulturen und Religionen in einen Dialog miteinander treten können, der sich durch einen neuen Kosmopolitismus auszeichnet und die Pluralität unterschiedlicher Kulturen achtet› (Kulturstiftung des Bundes).

‹Die Autorentage sind eine Institution, weil es den Organisatoren um Brigitte Labs-Ehlert zu zeigen gelingt, daß Demokratie wahrhaftige Literatur braucht, wie Menschen die Luft zum Atmen. Einer, der das weiß wie kaum ein anderer, ist der Lyriker Durs Grünbein. Ihm begegneten die Besucher am Wochenende im Spiegel seiner Freunde›, schrieb die Neue Westfälische in ihrem Bericht zu den Autorentagen 2010.

Durs Grünbein und Brigitte Labs-Ehlert im Robert-Koepke-Haus, Schwalenberg

‹Der kleine Sprung vom Grashalm zur Wahrheit und wie viel Anstrengung er doch kostet, das lieferte den Gesprächsstoff der zweieinhalb Tage bei diesen traditionsreichen Autorentagen (zu Michael Krüger), die Brigitte Labs-Ehlert seit nunmehr zwanzig Jahren in Schwalenbergs Idylle veranstaltet. Seine Gesprächspartner zeigten mehr Lust, über die Lust zu reden, den Luxusraum der Poesie zu bestücken. Oder wie Jan Wagner es sagte: ‚Das Publikum für Lyrik ist riesig, es weiß es nur noch nicht.’›(Till Briegleb, Süddeutsche Zeitung, 2. November 2011).

Brigitte Labs-Ehlert und Michael Krüger

‹Wenn in der biblischen Apokalypse, hatte Mosebach im Gespräch mit dem Theologen Klaus Berger erwogen, das Neue Jerusalem explizit städtisch gedacht werde, bedeute dies doch auch, daß die Zivilisation von ihren zeitbedingten Schwächen erlöst werde. Der Himmel ein bißchen Paris, ein bißchen New York, ohne Shoppingcenter, aber auch ohne Shoppingcenterkritik – mit diesem Ausblick läßt sich’s leben›, meint Michael Stallknecht (Süddeutsche Zeitung, 25. September 2012), nachdem er zuvor gefordert hatte: ‹Man erführe mehr über Martin Mosebach, würde der nicht seine Freunde befragen, sondern diese ihn›.

Unter dem Titel ‹Die aufgehobene Zeit› widmeten sich die Autorentage 2013 dem Werk von Anita Albus. ‹Es war ein weites Feld, das die Autorentage absteckten, doch wie es, kuratiert von Brigitte Labs-Ehlert, bestellt wurde, geriet es zu einer erlesenen Vermessung und Erkundung einer Einzigartigkeit. Das Werk von Anita Albus ist ein Gartenreich. Die Autorentage haben sowohl Sichtachsen in diesen Garten gelegt als auch Schleichwege durch sein labyrinthisches Unterholz aufgetan. Und sie haben ihn wachgeküßt. Denn wenn Monique Lévi-Strauß daneben ihren Kaschmir-Schal auswickelt, Julia Fischer ihr Affengehege aufbaut oder Jan Wagner in einen Apfel hineinbeißt, ihn anagrammatisch abschmeckt und keck wieder zurückwirft, ist zu erfahren, was für ein Kraftfeld hier schlummert und welche Inspiration von ihm ausgeht. Etwas Besseres kann dem Garten nicht passieren. Und der Poesie auch nicht.› (Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Oktober 2013)

John ‹Burnside spricht mit größter Offenheit und viel Humor über seine schwierige Jugend, seine Alkohol- und Drogenjahre und seine Befreiung durch die Literatur. Burnside steht an diesem Wochenende auch im Zentrum der Internationalen Autorentage in Schwalenberg› (Christian Mayer, Süddeutsche Zeitung, 18. Oktober 2014), ‹einem Künstlertreffen, das sich ausführlich und auf beglückend hohem Niveau mit den Sinnzusammenhängen von Ökologie und Poesie, Kunst und Europa sowie der Idee vom guten Menschen und vom Glück auseinandersetzte.› (Antje Dotzmann, Neue Westfälische, 22. Oktober 2014)

Navid Kermani diskutierte während der Autorentage 2015 ‹Einen Schritt näher› mit Gästen aus Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte thematische Kernpunkte seines schriftstellerischen Werkes: die Aufgaben und Grenzen Europas, Bilder der Religion, das Ich in der Literatur und die Welt im Ausnahmezustand. ‹Der Iraner (Shahriar Mandanipur), der seit 2006 in den Vereinigten Staaten lebt und in seiner Muttersprache nicht veröffentlichen kann, vergleicht sein Schreiben mit dem Vortasten auf einem Minenfeld; der Israeli (Yitzhak Laor), der sich in einer ‚Art innerem Exil’ fühlt, sieht es als seine Aufgabe an, dem Leser Minen in den Weg zu legen; und der Deutsche (Ulrich Peltzer) versteht Kunst als ‚Widerstand gegen die Zumutungen der Gegenwart’: Daß die drei Autoren sehr viel mehr miteinander gemeinsam haben, als ‚ihre’ Staaten jemals haben können, nimmt Kermani – der es berührend und beglückend nennt, kurz hintereinander das Persische und das Hebräische zu hören – als politisch-utopischen Vorschein wahr. Auch als Gesprächsstifter bestätigt er den Friedenspreis›, schreibt Andreas Rossmann in Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 27. Oktober 2015.

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