Kulturprogramm der Landesgartenschau Höxter 2023

Stadt Land Fluß – Luftikus

Das Kulturprogramm der Landesgartenschau Höxter 2023

Ob Tulpen, Brennnesseln oder blaue Chrysanthemen – sie alle kamen im Kulturprogramm Stadt Land Fluß Luftikus zur schönsten Blüte. Mit Lesungen und Musik, in den über 30 Workshops ‹Kunst und Spiele›, mit den Baum- und Seilartisten, dem schwingenden, klingenden Kronleuchter hoch über den Köpfen des Publikums, dem leuchtenden Riesenrad im Godelheimer See, den vielfältigen Konzerten und Theater- und Ballettdarbietungen, dem Tango-Tanzen und der musizierenden Hühnerschar begeisterte das Kulturprogramm ein großes und vielfältiges Publikum. Immer ging es um die Gärten mit ihren Pflanzen, um Landschaften und Naturerleben, um die Elemente Wasser und Luft. So manche Besucher konnten dabei einen Wasser-Text des neuen Literaturnobelpreisträgers Jon Fosse erleben. Das Konzept, so die Kuratorin Brigitte Labs-Ehlert, ist aufgegangen: Die Brücke von den reichen sinnlichen Eindrücken der Landesgartenschau konnte mühelos zu spannenden Kulturerlebnissen geschlagen werden. Viele Inhaber von Dauerkarten waren Stammgäste der Veranstaltungen im Remtergarten oder auf der Expert-Bühne, andere reisten für besondere Lesungen und Konzerte oft von weither an und immer wieder stoppte bei den Aufführungen im Gelände der Besucherstrom und es stellte sich spontan ein neues dankbares Publikum ein. So sollte es sein: wir wollten ganz offen für die Gäste der Landesgartenschau sein. Da die allermeisten Veranstaltungen im Freien stattfanden, konnten wir eine relaxte Umgebung für die Zuschauer schaffen. Alle 108 Veranstaltungen fanden statt, auch die speziell integrativen wurden gut besucht. Das Publikum goutierte die künstlerische Qualität und Barrierefreiheit. Es war keine Bespaßung angesagt, sondern die vielfältigen Darbietungen regten zum Hören und Schauen und Staunen an. Alle Künstler betonten die besondere Atmosphäre der Landesgartenschau mit dem Blick auf Corvey, die Weser und die Höxteraner Altstadt. Besondere Höhepunkte und Erlebnisse waren das Rilke-Projekt, Axel Prahl mit seinem Inselorchester, Katharina Thalbachs Lesung für jung und älter, die Deutschland-Premiere ‹Cristal Palace›, das Spektakel zwischen Land und Wasser, die Puppenspiele und das Maskentheater der Familie Flöz. Große Entdeckungen waren der Auftritt der fantastischen Company vom Bayerischen Junior Ballett und das umjubelte Konzert der Zugvögel. Unvergessen bleibt allen Zuschauern das spontane, improvisierte und dabei hochprofessionelle Zusammenspiel des Schauspielers Peter Lohmeyer mit dem Schlagzeuger Johannes Fischer beim Kampf des alten Mannes mit dem großen Fisch an der Angel. Das Programm mit 108 Lesungen, Konzerten, Aufführungen, Workshops sah sehr sinnliche, emotional berührende Veranstaltungen für Jung und Alt, Groß und Klein vor, die das Staunen in den Mittelpunkt stellten.

Kuratorin: Brigitte Labs-Ehlert

Stadt Land Fluß – Luftikus.

Stadt verbindet sich mit dem Geselligen, mit Geschichten und Freiheit. Sie ist der Ort der Kommunikation, Erinnerung und Zukunft, der Phantasie. Das Programm legt in diesem Segment einen Fokus auf das Theater und Geschichtenerzählen. Den Anfang machen die Bielefelder Puppenspiele mit Otfried Preußlers „Der kleine Wassermann“ (7./8.5.), dann folgt der Grandseigneur der Schauspielkunst Hans Diehl mit einem Ringelnatzabend (14.5.), das Trotz-alledem-Theater bringt „Käpten Knitterbart“ auf die Bühne (20.5./21.5.), bevor am 27. Mai Katharina Thalbach Geschichten von Münchhausen und Till Eulenspiegel spricht. Weitere Höhepunkte sind der Auftritt des RambaZamba Theaters mit dem Märchen „Der Drache“ (23.6.); die für die Landesgartenschau entwickelte musikalische Aufführung von Janoschs „Der Josa mit der Zauberfiedel“ (7./.8. Juli) sowie die Tango-Mittanz-Abende (8.7. und 8.9.). Das Figurentheater Hannover kommt zweimal (22./23.7. und 30.9./1.10.). Ihr fantastisches Können zeigen das NRW Juniorballett (10.6.) und das Bayerische Junior Ballett München (22.9.). Gastspiele geben das international gefeierte Ensemble Familie Flöz mit „Feste“, einem Märchen für Erwachsene, und zum Ende des Landesgartenschau kommt der berühmte „Kleine Prinz“ mit dem St. Pauli Theater nach Höxter.

Land: Für manche ist die Natur ein Garten, für andere eine Wildnis; während der gesamten Menschheitsgeschichte ist sie immer beides gewesen: ein Ort der Andersartigkeit und ein Ort des Trostes, der Zuflucht – ein Refugium.

In der Reihe Literatur und Musik kann das Publikum im Remtergarten inmitten der Blumen in den Lesungen mit Texten der Vergangenheit und Gegenwart mehr erfahren über die Sprache der Blumen, die Metamorphosen der Pflanzen, die Geschichte der Landschaft, das leidenschaftliche Gärtnern. Es geht auch zu Brennnesseln und zu alten Bäumen. Ausdrücklich für Kinder und ihre Eltern führt der Weg in Claude Monets Garten und in die Gärten in den Büchern von Astrid Lindgren. Die 28 geplanten Lesungen mit Musik werden von Hörbuchsprechern und Schauspielerinnen aus NRW (WDR) gestaltet. Die Musiker sind Studierende der Hochschule für Musik in Detmold. Diese Veranstaltungen finden alle tagsüber statt. Höhepunkte sind die musikalischen Lesungen von Sabin Tambrea mit einer Geschichte aus dem berühmten Dekameron (2.7.), von Nicolette Krebitz mit einer Erzählung aus „Tausendundeiner Nacht“ (14.7.) sowie die beiden Festivals.  Am längsten Tag laden wir zu einem nordischen Mittsommernacht-Fest mit traditioneller Musik vom erweiterten Trio Mediaeval und sonnenlichten Texten ein, die von der gefeierten Schauspielerin Barbara Nüsse gelesen werden (24.6.). Am 29.7. spüren die Schauspielerin Krista Birkner und Matthias Bundschuh den Geheimnissen der Hecken nach und Les Musiciens de St.-Julien entdecken für uns gälische Tänze und Lieder. Phantasievolle Kulturvermittlung und ästhetische Erfahrung von Natur und Gärten für Jung und Erwachsene, für Menschen mit und ohne Handicap bieten die Werkstätten Kunst und Spiele. An 28 Tagen kann man unter fachkundiger künstlerischer Anleitung Pflanzendrucke herstellen, mit dem Smartphone oder mit Cyanotypie Bilder anfertigen, Papier schöpfen, Blumenkränze binden, mit Pflanzen modellieren und aquarellieren, geheime Gärten betreten oder die Klänge der Natur erforschen. Dabei kooperieren wir mit der Kunsthalle Bielefeld, dem MARtA Herford, ComNatura-Umweltbildung Höxter, Forum Anja Niedringhaus.

 

Fluß. An der Weser hört man es rauschen und brausen und manchmal nur säuseln. Das Wasser ist ein klingendes Element. An der Weser und zum Wasser finden Konzerte, Performances und Lesungen statt. Im Mai befeuert das tschechische Gipsy Ensemble das Temperament der Zuhörerschaft (28./29.5.), bevor es mit dem Schauspieler Sebastian Rudolph, mit Fagott und Gitarre in ein schwankendes Boot geht (Jon Fosse, Ich bin der Wind, 3.6.) und es später ganz stürmisch wird, wenn Peter Lohmeyer den Klassiker „Der alte Mann und das Meer“ liest und Johannes Fischer am Schlagwerk „La mar“ spielt. Dann tritt Axel Prahl mit seinem Inselorchester auf und mit „Mehr“ –  so viel Meer wie immer, aber mehr Lieder, mehr Zeit, mehr Musiker, mehr Instrumente, mehr Stile (4.6.). Von Flüssen und Wassern heißt das Konzert der Nordwestdeutschen Philharmonie mit der Sängerin Cathrin Lange (15.6.). Vom WDR kommt die Big Band (18.6.) und aus ganz NRW das JugendJazzOrchester (6.8.) Den Zugvögeln an der Weser-Mündung hinterher fliegt die Zugvogelmusik am 16.9. „Das ist die Sehnsucht“ heißt es in Europas erfolgreichstem Poesie-Projekt, dem Rilke-Projekt, Rilkes einzigartigen Gedichte werden mit neu komponierter Musik begleitet, ergänzt und unterlegt (16.8.) Groovige barocke Wassermusik der Capella de la Torre wird kombiniert mit Texten zur Weser von Annette von Droste-Hülshoff ( 1.7.) und die Christian Benning Percussion group bringt Klassiker der modernen Schagzeugliteratur mit Beethovens Mondschein-Sonate in Einklang. Ein musikalischer Höhepunkt ist ein Gartenkonzert à la Glyndebourne. Zum Picknick-Konzert laden die Landesgartenschau und das Kunstfest Via Nova gemeinsam in der Herzoglichen Park ein (3.9.), das schwedische Kult-Orchester O/Modernt wird mit Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ das Publikum begeistern.

Luftikus – das sind poetische Stücke in der Luft, auf dem Wasser und über dem Boden. Beschwingt und hoch hinaus: Begeisterung wecken. Die Pflanzen wurzeln fest in der Erde und senden doch Signale und Zeichen aus. Genauso verläßt dieser Programmteil den festen Boden, auf dem wir stehen, und entführt uns in die scheinbar schwerelose, die luftige Welt der Fantasie. Spielerische, poetische, artistische, musikalische Performances warten auf das Publikum. Der Cristal Palace bildet den spektakulären Auftakt, dann bevölkert ein prachtvoll gefiederter musikalischer Hühnerhaufen die Weserscholle (27./28.5 und 29./30.7.). Am Wall fallen, schweben, spielen die Luftartisten der Schweizer Compagnie öfföff zwischen den Bäumen und erzählen eine fabelhafte Geschichte vom Leben im Wald (1./2.7.). Ein schwimmendes Riesenrad dreht sich im Godelheimer See. Der Auftritt der französischen Compagnie Louxor aus Lyon am 11. August wird ein einzigartiges Ereignis werden, ein spielerisches und poetisches Stück Theater und Zirkus. Artisten bewegen sich im Riesenrad,  Wasserfontänen steigen auf und Feuerwerk sprüht in den Himmel. Vorher schon bewegt sich eine Parade kostümierter Tänzer entlang der Weser zum Godelheimer See, sie wird von einem riesigen Festwagen mit Musik und Lichteffekten angeführt. In der lustigen Show „Floristik Fantastik“ der Artistokraten werden Musicalnummer, Jonglage, Schlagzeug, Seiltanz und Partnerakrobatik geboten, und dann mischen sich noch Gartenzwerge, Läuse und Blumen in die Handlung ein.

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