Als sein vielleicht wichtigstes Projekt bezeichnet David Adjaye das Smithsonian National Museum of African American History and Culture in Washington, D. C., das auf dem letzten freien Grundstück der National Mall, der Promenade der amerikanischen Memori- als, gebaut und im September 2016 mit einem Staatsakt eröffnet wurde. Mit Bildern aus der achtjährigen Bauphase beendete er seine ‹Rede zur Architektur›, die er ein Jahr zuvor im Rahmen des Literatur- und Musikfestes ‹Wege durch das Land› gehalten hat und die seit 2003 gemeinsam mit FSB Franz Schneider Brakel durchgeführt wird. Wie drei ineinander gesteckte, auf dem Kopf stehende Pyramiden wirkt der Bau, der sich auf eine Skulptur des Yoruba-Bildhauers Olowe von Ise bezieht – die Yoruba waren die größten Künstler während der Epoche, in der 11 Millionen Afrikaner versklavt wurden. David Adjaye ist mit lokaler afrikanischer Kultur und Geschichte vertraut und beeinflußt von zeitgenössischer Kunst, Musik, Wissenschaft und einer internationalen Urbanität. Geboren in Tansania als Sohn ghanaischer Eltern, verlebte er Kindheit und Jugend in Ägypten, Jemen und Saudi-Arabien. Sein Weg als Architekt begann in Europa, führte in die U S A , nach Asien, in den Nahen Osten und wieder zurück nach Afrika.
Seine architektonische Arbeit profitiert von den umfangreichen Studien, die er in den verschiedenen Regionen Afrikas unternommen hat. Er analysierte, wie die aus dem Westen kommende Moderne Bezug nimmt auf die Geographie des Ortes. Er entwickelt dar- aus seine Philosophie des Entwerfens und bezeichnet sie als humane, menschliche Geographie, die neben den topographischen und klimatischen Faktoren soziale, kulturelle, wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Seine öffentlichen Gebäude betrachtet er als Zentren, in denen Erinnerungen und emotionale Ergriffenheit möglich werden, Ge- bäude, die mit den Menschen zu tun haben, die sie benutzen.
Ausgehend von Zitaten des 1991 verunglückten Kommunikationsphilosophen Vilém Flusser nimmt David Adjaye im zweiten Teil des Buches dezidiert Stellung zur Stadtentwicklung in den verschiedenen afrikanischen Regionen. Vilém Flusser stellte die Entwicklung des öffentlichen und des privaten Raums in der westlichen Welt dar und dachte über eine Neukonzeption der Städte nach. David Adjaye betont die lange Tradition paralleler Ökonomien und Strukturen in Afrika. Diese Vielfalt und Hybridität könne der Westen von Afrika lernen. Aufgabe der Architektur heute sei, Quartiere zu entwerfen, in denen Privatraum und öffentlicher Raum interagieren, und Gebäude mit möglichst vielfältiger Nutzung zu bauen. Seine Bauten sind dialogisch: sie reagieren auf den Ort und schaffen Räume, die nur kollektiv erlebt werden können.